Meine Eifelfotos

 

 

Persönliches

 

 

Heimat ist ein geistiger Raum, in den wir mit jedem Jahr tiefer eindringen - Reinhold Schuster -  Reinhold Schuster –

 

 

 

Nach einer behüteten Kindheit zwischen Kühen, Hühnern, Obstwiesen, Wäldern und Bachtälern in einem Dorf in der Vulkaneifel, mit einer Schule, in die man noch zu Fuß gehen konnte und in der acht Klassen in einem Raum von einem Lehrer unterrichtet wurden, fand ich  als Jugendliche das Landleben irgendwann gar nicht mehr so schön.

 

Ich besuchte die Handelsschule, lernte Sprachen und machte meinen Kindheitstraum wahr, eine feine Bürodame mit lackierten Fingernägeln und Lippenstift zu werden, in der Stadt zu wohnen und reisend die Welt zu erobern. Damals, Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre mit Modetrends von Mini bis Maxi, mit Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung,  bedeutete Heimat für mich meine Familie zu Hause und das kleinbürgerliche Dorf, in dem samstags die Straße gekehrt wurde und die Menschen allzu angepasst, kirchenhörig und spießig waren.

 

Die Feststellung, dass in der Stadt und in der weiten Welt auch nicht alles Gold ist, was glänzt, hatte etwas mit Lebenserfahrung zu tun. Und dass nach Heirat und Familiengründung meine Kinder dann auch in der Eifel aufwuchsen, das hatte etwas mit Liebe zu tun. Vielleicht hat es auch etwas mit Liebe zu tun, wenn man im Laufe eines Lebens feststellt, dass es gerade dieser etwas spröde Eifeler Menschenschlag ist, bei dem man sich wohlfühlt, dem man Vertrauen entgegenbringt, der so wunderbar normal ist, bei dem Eitelkeit und Angeberei verpönt sind und von dem man ganz einfach ein Teil ist.

 

Wenn dann noch – wie bei uns - hinzukommt, dass uns ein behindertes Kind mit Down-Syndrom tagtäglich vorlebt, die kleinen Freuden des Lebens zu bemerken und zu genießen, bekommen sowohl das Wort Heimat als auch die Worte Glück und Zufriedenheit eine vollkommen neue Bedeutung.

 

So empfinde ich es heute auch als ein großes Glück, mit Schreiben einen weiteren Lebensinhalt gefunden zu haben. Zusätzlich zu unserem harmonischen Familienleben, unserer gemeinsamen Reiselust mit Wohnmobil und dem Wohlfühlen in einer Eifelgegend, in der sich die Dörfer längst gemausert haben und im Glanze hübsch angestrichener Häuser und blumenüberquellender Vorgärten (leider aber auch immer mehr steinige Gärten des Grauens) stehen. In dieser Phase meines Lebens entdecke ich auch den Begriff Heimat neu. In den Menschen um mich herum, die immer noch eine Grundredlichkeit in ihren Genen haben (die meisten jedenfalls), in der Natur, dem Wald direkt vor meiner Nase, den Vögeln auf den Bäumen, den Tälern, den Höhen und auch ein wenig in meiner Erinnerung.  Heimat genießen, mit jedem Jahr ein  wenig mehr.  

 

Rosi Nieder,  geboren in Niederscheidweiler, wohnhaft in Herforst,

Jahrgang 1948, verheiratet, drei Kinder, fünf Enkelkinder